Chronik

Chronik der Jahre 1964 bis 1989

Herausragendes Ereignis im Jahre 1964 war zweifellos das vom 27. bis zum 29. Juni abgehaltene 100. Gründungsjubiläum der Blaskapelle, welches zugleich das 10. Gründungsfest des Musikvereins war. Anlässlich dieses damals seltenen Jubiläums wurde die Feier, verbunden mit einer Fahnenweihe, zu einem kameradschaftlichen Musikertreffen ausgeweitet.
Franz Hebel leitet die Musikkapelle noch bis 1967, als er aus geschäftlichen Gründen vom Amt des 1. Dirigenten zurücktrat. Bis ins Jahr 1998 blieb er jedoch als 2. Dirigent den Westerheimer Musikanten aufs engste verbunden.
Eine glückliche Hand bewies Franz Hebel, als er das Talent und die Musikbesessenheit des 1. Klarinettisten Adolf Feierabend erkannte und diesen zu seinem Nachfolger bestimmte. Unter der neuen Stabführung begann eine beispiellose Aufschwungphase unserer Musikkapelle. 1967 erreichte man beim Bundesmusikfest in Memmingen in der Mittelstufe noch einen 1. Rang, aber schon eine Jahr später erzielte man beim Bezirksmusikfest in Legau ebenfalls in der Mittelstufe einen hervorragenden 1. Rang mit Auszeichnung.

Neben der Pflege der konzertanten Musik wandte sich die Kapelle aber auch der Stimmungsmusik zu. Anstelle ihres bisherigen Namens Musikverein Westerheim wählten die Bläser Westerheimer Musikanten zum neuen Aushängeschild.

Dass sich die Musikkapelle auch organisatorisch im Umbruch befand, beweist die kuriose Tatsache, dass es zeitweise zwei Vorstandschaften gab (Musikverein und Kapelle). Da nun immer öfters auswärts gespielt wurde, musste der Vorstand aus praktischen und repräsentativen Gründen immer dabei sein. So lag es nahe, eine Vorstandschaft zu wählen, die in erster Linie aus aktiven Musikern bestand.

1971 wurden die Vereinsstatuten geändert. Ab diesem Zeitpunkt konnten nur aktive Musiker die Vorstandschaft wählen bzw. in die Vorstandschaft gewählt werden.

Neuer Vorstand wurde der Bassist Anton Königsberger, der den langjährigen Vorstand des Musikvereins, Andreas Feierabend, ablöste. Anton Königsberger machte sich neben der Ausrichtung des 110jährigen Jubiläums in Verbindung mit dem 20. Bezirksmusikfest im Jahre 1974 vor allem bei der Umformung der traditionellen Musikkapelle in eine Kapelle, die sich neben der Ausübung konzertanter Musik auch der Pflege anspruchsvoller Stimmungsmusik widmet, verdient.

Dass dies nicht immer einfach war, berichtet uns die Memminger Zeitung in dem Artikel Applaus belohnt die Probenarbeit:
(…) Leider blieb nicht aus, was das Los einer aufstrebenden Kapelle zu sein scheint. Neider überhäuften den Dirigenten und Vorstand mit anonymen Briefen und Anrufen und ließen wissen, weniger das musikalisch Können sei es, als die vorgetragene Schau, was die Westerheimer Musikanten beim Publikum so beliebt mache, (…)

Doch Dirigent Adolf Feierabend ließ sich durch solche Neider nicht beirren und setzte beharrlich seinen eingeschlagenen Weg fort. Von nun ab nahm man regelmäßig an Wertungsspielen in der Oberstufe teil. Dabei konnten immer sehr gute Ergebnisse erreicht werden. Mehrere erster Ränge mit Auszeichnung ließen die Kritiker endgültig verstummen.

Ein wesentlicher Grundstein für die Beliebtheit der Westerheimer Musikanten wurde in dieser Zeit gelegt. Die hervorragenden Arrangements von Adolf Feierabend bereichern bis heute das Repertoire der Kapelle und haben geholfen, ein eigenes, unverwechselbares Markenzeichen, das mit dem Namen Westerheimer Musikanten verbunden ist, zu schaffen.


Erich Berninger

Das Jahr 1972 war neben der erstmaligen, erfolgreichen Teilnahme an einem Wertungsspiel in der Oberstufe auch hinsichtlich verschiedener anderer Ereignisse besonders erwähnenswert. Im gleichen Jahr durften Magnus Koch und Josef Huber stellvertretend für die gesamte Kapelle die begehrte Pro Musica-Plakette in Empfang nehmen.

Ebenfalls wurde in diesem Jahr erstmals ein Bayerischer Stimmungsabend im Hotel Hirsch in Ottobeuren durchgeführt, der von da an über 25 Jahre fester Bestandteil im Jahresablauf der Musikkapelle geworden ist. Der große Erfolg des Stimmungsabends ist nicht zuletzt durch die Mitwirkung des beliebten Allgäuer Humordoktors Dr. Erich Berninger zurückzuführen. Durch seine verschmitzt-trockene Art konnte Erich immer das Publikum begeistern. Durch sein jahrelanges Mitwirken entwickelte sich eine innige Freundschaft zwischen den Westerheimer Musikanten und Dr. Erich Berninger. Bald wurde er zum Ehrenmitglied der Kapelle ernannt. Es sei nicht ohne Stolz vermerkt, dass die Kapelle anlässlich des 1. Bayerischen Stimmungsabend, der zugunsten der Aktion Sorgenkind abgehalten worden war, auch zu Fernsehehren kam.

Für Aufsehen sorgten unsere Musikanten, als sie erstmals in kurzen Lederhosen auftraten. Bei Stimmungswettbewerben in Erkheim,Steinheim und Oberopfingen konnte man jeweils als erster Sieger hervorgehen.

Musikanten 1972

4. Reihe v.l.: Rainer Leuchtle, Anton Königsberger, Hans Glaß, Reinhard Martin, Magnus Koch, Erwin Aurbacher, Georg Wolf, Josef Blank
3. Reihe v.l.:
Franz Fickler, Anton Heiss, Michael Blank, Peter Amann, Ludwig Demmeler, Matthias Feierabend
2. Reihe v.l.:
Franz Reich, Ludwig Negele, Paul Heigele, Anton Groß, Max Koch, Georg Jöchle, Karlheinz Bail, Gallus Halder
1. Reihe v.l.:
Adolf Feierabend, Herbert Heiss, Gerhard Wolf, Franz Fleischmann, Georg Koch

Das Jahr 1974 stand ganz im Zeichen des 110jährigen Gründungsjubiläums, welches in Verbindung mit dem 20. Bezirksmusikfest abgehalten wurde. Als Demonstration der gutpartnerschaftlichen Beziehung zwischen den Gemeinden Westerheim/Alb und Westerheim/Allgäu führten unsere Musikkameraden von der Schwäbischen Alb den Festzug an. 33 Musikkapellen, acht Festwagen und mehrere Pferde- und Ponygespanne verliehen dem Fest ein prächtiges Bild und einen würdigen Rahmen. Noch im gleichen Jahr besuchten die Westerheimer Musikanten zum ersten Mal die St. Sebastianus- Schützenbrüderschaft in Meckenheim bei Bonn. Seither verbindet uns auch mit den Schützenbrüdern eine innige Freundschaft. Regelmäßig werden unsere Musikanten als Gastkapelle für den Festabend, das Frühschoppenkonzert und den Festumzug verpflichtet und nicht zuletzt wegen der anspruchsvollen Stimmungsmusik geschätzt.


Musikanten 1974

4. Reihe v.l.: Rainer Leuchtle, Anton Königsberger, Georg Wolf, Erwin Aurbacher, Josef Merk, Magnus Koch, Andreas Hebel

3. Reihe v.l.: Franz Fickler, Anton Heiss, Michael Blank, Peter Amann, Ludwig Demmeler, Matthias Feierabend, Georg Jöchle, Max Koch, Karlheinz Bail, Gallus Halder

2. Reihe v.l.: Thomas Aurbacher, Franz Fleischmann, Herbert Heiss, Georg Koch, Gerhard Wolf, Adolf Feierabend, Anton Groß, Paul Heigele, Ludwig Negele, Franz Reich

1. Reihe v.l.: Norbert Aurbacher, Wolfgang Amann, Karin Mayer, Hans Heiss

Den Freunden aus Westerheim / Alb, wie auch den Freunden aus Werl/Sönnern bei Dortmund und aus Meckenheim bei Bonn möchten die Westerheimer Musikanten bei dieser Gelegenheit ein aufrichtiges Dankeschön für die überaus warme und herzliche Gastfreundschaft, mit der sie jedesmal aufgenommen wurden, aussprechen.

Das folgende Jahr verlief für die Kapelle wieder etwas ruhiger. Bei der anstehenden Wahl zur Vorstandschaft dankte Anton Königsberger wegen Arbeitsüberlastung ab. Neuer Vorstand wurde Max Koch, der zuvor das Amt des Kassiers innehatte. Beim Musikfest in Hawangen konnte in der Oberstufe ein 1. Rang mit Auszeichnung erzielt werden. Der bayerische Stimmungsabend in Ottobeuren, das Trachtenfest in München-Grünwald, der ZDF-Ball in Stuttgart und das traditionelle Herbstkonzert im Hirschsaal in Ottobeuren waren weitere Höhepunkte dieses Jahres.

Anhand des Jahres 1976 soll verdeutlicht werden, welchen Umfang die musikalische Tätigkeit mittlerweile angenommen hatte: im Beispieljahr wurden 60 Proben (à 2 Stunden) abgehalten, 6 davon waren Registerproben. Allein für die Nachwuchsarbeit, auf welche Dirigent Adolf Feierabend sehr großen Wert legt, mussten weitere 80 Probestunden aufgewendet werden. Insgesamt waren 36 Auftritte, 17 davon auswärts, zu verzeichnen.

Dass sich hinter diesen nackten Zahlen vor allem für den Dirigenten Adolf Feierabend ein immenser Zeit- und Arbeitsaufwand verbirgt, muss man sich erst einmal vor Augen halten: alle Proben, einschließlich der arbeitsintensiven Nachwuchsproben, wurden von Dirigent Adolf Feierabend selbst geleitet. Das bedeutet im Bereich der Nachwuchsarbeit, dass sämtliche Zöglinge im Einzelunterricht von Adolf Feierabend an ihren jeweiligen Instrumenten ausgebildet wurden, ganz gleich, ob an Holz- oder Blechblasinstrumenten bzw. am Schlagzeug. Berücksichtigt man außerdem den Zeitaufwand für die zahlreichen Auftritte einschließlich der damit verbundenen Auf- und Abbauzeiten, so wird deutlich, mit welchem Idealismus, Sachverstand und vor allem mit welcher Ausdauer unser Dirigent die Musikkapelle leitet.

Nicht viel anders ergeht es der Vorstandschaft unter der rührigen Leitung von Max Koch, der für den organisatorischen Teil der Westerheimer Musikanten verantwortlich zeichnet. Viel Arbeit im Verborgenen ist erforderlich, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten: zahlreiche Briefe müssen geschrieben, Verträge ausgehandelt, Telefonate geführt, Termine besprochen, Fahrmöglichkeiten organisiert und Konzerte anderer Musikkapellen besucht werden. Und, und, und…

Es darf ohne Übertreibung gesagt werden, dass das Wirken der Westerheimer Musikanten ohne den aufopfernden Einsatz ihres Dirigenten Adolf Feierabend und der Vorstandschaft möglich gewesen wäre.

Anlässlich eines erneuten Besuches der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft in Meckenheim bei Bonn im Jahr 1977 wurde unsere Blaskapelle die seltene Ehre zuteil, dem damaligen Bundestagspräsidenten Karl Carstens ein Ständchen darzubieten. Bei dieser Gelegenheit erhielt er von Vorstand Max Koch ein Allgäuer Kuhglocke mit dem Wappen der Gemeinde Westerheim und einer Widmung der Westerheimer Musikanten überreicht. Im Dezember desselben Jahres wurde dann erstmals das Herbstkonzert aus Platzgründen in der Verbandsturnhalle in Erkheim abgehalten. Im Hirschsaal in Ottobeuren fanden in den Folgejahren nur noch die bayerischen Stimmungsabende statt.

Aufgrund der häufigen Auftritte entschlossen sich 1978 die Westerheimer Musikanten zum Kauf von strapazierfähigen, hirschledernen Bundhosen, welche die bereits 1959 angeschafften Stoffbundhosen sowie die bereits erwähnten kurzen Lederhosen ersetzten.

Die Teilnahme am Bezirksmusikfest in Amendingen im Jahr 1979 erbrachte in der Oberstufe erneute einen 1. Rang mit Auszeichnung. Auch in den folgenden Jahren wurden regelmäßig Wertungsspiele besucht und Konzerte abgehalten. Speziell für diese Anlässe schaffte man im Jahr 1982 Kesselpauken an. 1983 trugen die Musikanten mit dem musikalischen Beitrag »Donner und Doria« ihren Teil zum guten Gelingen der Landkreisschallplatte »Blasmusik aus dem Unterallgäu« bei.

Im Jahr 1984 stand dann das 120. Gründungsjubiläum ins Haus. Da das Bezirksmusikfest bereits nach Wolfertschwenden vergeben war, entschlossen sich die Westerheimer Musikanten, ein Zeltfest verbunden mit Jubiläumstagen abzuhalten. Die Teilnahme beim Wertungsspiel in Wolfertschwenden erbrachte in der Oberstufe wiederrum einen 1. Rang mit Auszeichnung. In das gleiche Jahr fiel auch der erste Auftritt unserer Kapelle im Rahmen der »Allgäuer Festwoche« in Kempten. Gleich auf Anhieb konnte ein so großer Erfolg verbucht werden, dass man seitdem jedes Jahr erneut verpflichtet wurde. In diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, dass zu dieser Gelegenheit alljährlich ein großer Troß von musikbegeisterten Fans aus Westerheim und Umgebung den Musikanten in die Allgäu-Metropole folgt.


Musikanten 1984

3. Reihe v.l.: Leuchtle Rainer, Königsberger Anton, Bail Karlheinz, Heiss Anton, Merk Michael, Halder Gallus, Aurbacher Erwin, Streitel Hans, Aurbacher Norbert, Merk Josef, Vögele Edwin

2. Reihe v.l.: Feierabend Adolf, Reich Franz, Heiss Hans, Hebel Paul, Negele Ludwig, Negele Stefan, Schiller Anton, Hecht Sylvia, Halder Gallus, Koch Max, Negele Herbert

1. Reihe v.l.: Amann Wolfgang, Vögele Isolde, Koch Georg, Demmeler Ludwig, Feierabend Matthias, Aurbacher Thomas, Weißenhorn Manfred, Schiller Thomas, Aurbacher Erwin

Mit dem »Festlichen Einzug« von Hans Hartwig eröffneten die Westerheimer Musikanten 1986 ihr traditionelles Herbstkonzert, welchen nun erstmalig in der neu erbauten, gemeindeeigenen Turn- und Festhalle abgehalten werden konnte. Neben der Einweihung dieser Halle und der musikalischen Gestaltung der Primizfeier von Josef Kirchensteiner zählte vor allem auch der gelungene Musikerausflug, der uns nach Mainfranken führte, zu einem der zahlreichen Höhepunkte dieses Jahres.

1987 durften die Westerheimer Musikanten intern ein ganz besonderes Jubiläum feiern. Unser Dirigent Adolf Feierabend konnte nämlich nicht ohne Stolz auf seine mittlerweile 20jährige, erfolgreiche Dirigententätigkeit zurückblicken. Verbunden mit dem Wunsch aller Musikanten, noch viele Jahre fit zu bleiben und den Taktstock zu führen, konnte er aus den Händen von Vorstand Max Koch ein Fahrrad in Empfang nehmen. Bereits im Frühjahr des gleichen Jahres nahm unsere Kapelle eine Musikkassette auf, die rückblickend noch einmal die Arbeit unseres Dirigenten würdigen soll. Auf ihr sind neben traditionellen Märschen und böhmischen Musikstücken vor allem auch verschiedene Arrangements von Adolf Feierabend, wie z. B. »Happy time« und nicht zu vergessen seine »Glenn-Miller-Story«, verewiglicht.

Im Jahr 1988 wurden bereits die Weichen in Richtung auf das bevorstehende Jubiläum gestellt. Aus der Notwendigkeit heraus, die inzwischen arg in Mitleidenschaft gezogenen Hirschlederbundhosen zu ersetzen, und als deutliches Zeichen der Vorfreude auf das näherrückende Fest erneuerten die Westerheimer Musikanten unter Mithilfe der Trachenberatungsstelle Schwaben ihre bisherige Tracht.

1989 feierte die Kapelle ihr 125 jähriges Gründungsjubiläum in Verbindung mit dem 35. Bezirksmusikfest des ASM. Zum Festsonntag hatten sich 64 Kapellen und Gruppen eingefunden und es versprach ein prachtvoller Umzug zu werden. Leider hatte Petrus aber an diesem Tag etwas anderes geplant und so ergoss sich die ganze Pracht in einem heftigen Gewitterregen. Umzugsteilnehmer wie Zuschauer wurden durchnässt bis auf die Knochen und noch heute erinnert sich jeder, der dabei war an dieses Fest.


Musikanten 1989

4. Reihe v.l.: Koller Robert, Leuchtle Rainer, Königsberger Anton, Vögele Anton, Aurbacher Norbert, Streitel Hans, Aurbacher Erwin

3. Reihe v.l.: Hebel Andreas, Heiss Anton, Bail Karlheinz, Merk Michael, Halder Gallus, Demmeler Ludwig, Feierabend Matthias

2. Reihe v.l.: Feierabend  Adolf, Reich Franz, Heiss Hans, Hebel Paul, Negele Ludwig, Negele Stefan, Halder Gallus, Hecht Sylvia, Koch Max, Negele Herbert, Probst Winfried

1. Reihe v.l.: Aurbacher Thomas, Feierabend Alexandra, Fickler Franz, Schiller Thomas, Königsberger Stefan, Hebel Bernhard, Wolf Gerhard, Amann Wolfgang, Fleischmann Robert, Feierabend Winfried