Chronik

Chronik der Jahre 1864 bis 1945

Ein Blick in die Chronik der Westerheimer Musikanten zeigt, dass die Entstehung einer Musikkapelle bis in das Jahr 1864 zurückreicht.

Obwohl bereits einige Jahre vor der Vereinsgründung eine kleine Musikvereinigung bestand, die sich zum Teil aus Musikanten umliegender Ortschaften zusammensetzte und zu den verschiedensten Anlässen aufspielte, kann man vom Bestehen eines eigenständigen Vereins erst ab dem Jahre 1864 sprechen.

Um nämlich nicht mehr länger auf fremde Hilfe angewiesen zu sein, beschloss der damalige Hilfslehrer Josef Maier, eine „eigene“, vollständige Musikkapelle zu gründen. Lehrer Maier, der während seiner Studienzeit an der Lehrerbildungsanstalt in Lauingen das Trompetenspiel erlernt hatte, übernahm selbst die Leitung und Ausbildung der Kapelle.

Zunächst traten zehn musikbegeisterte Westerheimer der Kapelle bei. Die Gründungsmitglieder waren:

Musikanten 1864

Xaver Bodenmüller, Anton Briechle, Franz Josef Eberhard, Gottfried Grimm, Martin Grimm, Franz Josef Huber, Matthias Heiß, Johann Probst, Franz Schugg und Andreas Weißenhorn.

Hervorzuheben ist, dass die Musikanten ihre Instrumente, die Noten und die Ausbildung selbst bezahlen mussten. Schon bald konnten durch fleißiges Üben mehrere Stücke aufgeführt werden, die bei Konzerten in Westerheim, Sontheim und Lauben sowie 1871 bei den Friedensfeiern vorgetragen wurden.

Von nun an war die Musikkapelle nicht mehr aus der Dorfgemeinschaft wegzudenken, wie die zahlreichen Eintragungen in das Kassenbuch – man höre – des Veteranenvereins belegen.

1875 legte Josef Maier sein Dirigentenamt nieder. Bis 1895 übernahm Johann Probst die schwere Aufgabe des Dirigenten, ihm folgte bis 1901 Benedikt Böck.

Eine ehrenvolle Anerkennung muss dem nachfolgenden Dirigenten Josef Hebel („Käpeller“) zugeschrieben werden. Er leitete die Musikkapelle mit kurzen Unterbrechungen von 1901 bis 1936. Er steigerte das musikalische Können ständig, bis der Ausbruch des ersten Weltkrieges diese Entwicklung jäh unterbrach. Beinahe der gesamte Musikkörper musste zum Militär einrücken. Der Krieg hatte die Musik zum Schweigen gebracht.

Nach Kriegsende meldeten sich wieder neue Mitglieder – die Proben und Auftritte nahmen ihren gewohnten Lauf. Es ging also weiter.

Im Jahre 1924 konnte die Musikkapelle dann ihr 60. Gründungsjubiläum feiern. Zahlreiche Musikkapellen folgten der Einladung und nahmen am Massenchor und am Festzug teil. Man darf sicher sein, dass vor dem Gropper’schen Gasthaus, wo zum Festzug aufgestellt wurde, so manche Maß Bier vernichtet wurde.

Während dieser Zeit spielte man alljährlich am Fronleichnahmstag, bei Theateraufführungen des Burschenvereins, beim Radverein, zum Waldfest, zum Erntedankfest, beim Veteranenjahrtag und bei der Christbaumfeier des Veteranenvereins, um nur die wichtigsten Auftritte zu nennen. Selbstverständlich durfte die Musik bei keiner Hochzeit fehlen und leider musste sie auch so manches Mal den Toten die letzte Ehre erweisen.

Die musikalische Tätigkeit blieb aber keinesfalls auf das eigene Dorf beschränkt. Im Februar 1927 machte man eine Schlittenfahrt nach Frechenrieden, wo man spielte und anschließend noch 55 Reichsmark sammelte. Bei Radfahrfesten in Erkheim, Sontheim und Heimertingen war man auch ein gern gesehener Gast und 1931 nahm man an den Musikfesten in Kellmünz und Sontheim, 1933 am Musikfest in Memmingen teil. Sicherlich präsentierte unsere Musikkapelle bei diesen Gelegenheiten nicht ohne Stolz ihre im Jahre 1930 neu angeschafften schneidigen Uniformen.


Musikanten 1930

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges brach für die Musikkapelle eine schwere Zeit an. Ein Großteil der Mitglieder wurde zu den Waffen gerufen. Mancher blieb tod oder vermisst auf dem Schlachtfeld zurück. Magnus Leuchtle, der 1936 nach dem Tod von Josef Hebel das Dirigentenamt übernahm, konnte nur mit einem kleinen Häuflein zurückgebliebener Musikanten die musikalische Tätigkeit aufrechterhalten. Immer öfter musste man bei Gottesdiensten für gefallene Soldaten spielen.